MELINDA

„Melinda.“
Der Name geflüstert wie ein Windhauch.
Die Augen halb geschlossen,
als würde sie sich schämen.
Ein leichtes Beben ihrer Nasenflügel,
ein Anflug von Nervosität, und
dann fällt ihr eine Haarsträhne ins Gesicht,
wie eine Abtrünnige aus dem Heer
blonder Locken, die auf ihre schmalen Schultern fallen.
Sie hebt den Kopf und öffnet die Augen
wie zu einem Angriff, die Stimme nun fest und sicher:
„Melinda“, und die Zeremonie ist vorbei.

Alles ist im Hier und Jetzt,
kein romantischer Zauber,
keine dünnen Wände, durch die
ein Traum dringen könnte,
keine Erwiderung auf sehnsüchtiges Flehen
oder verliebte Blicke. Vorbei ein Moment,
dem Magie innewohnt.

„Melinda“, und die Stimme verliert sich im Raum.
„Melinda.“

©2025, Jörg Reinhardt

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